Virtuelle Ausstellung: Projekt Erdzeichen

Im Rahmen der virtuellen Ausstellung wechseln regelmäßig die Rubrik-Bilder auf den Seiten der Anwaltskanzlei Sven Adam.    

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Ehemalige Ausstellung

Projekt Erdzeichen

Über die Ausstellung

Projekt ERDZEICHEN

Dr. Karin Lina Adam, Sandrino Sandinista Sander

Das Projekt ERDZEICHEN: Ganz ohne uns entstand das, was wir die Erde nennen. In unvorstellbaren Zeiträumen, Jahrmillionen, Jahrmilliarden der Erdgeschichte entstanden immer neue Landschaften, entwickelten sich immer wieder neue Tiere und Pflanzen.

Durch die Kräfte aus dem Erdinneren und die Formung der Erdrinde von außen formten sich die Gesteine. Mit organischen Resten sind sie Zeugen längst vergangenen Lebens. Der Prozess von Druck aus dem Inneren und Erosion aufgrund extremer Witterungsverhältnisse wiederholte sich immer und immer wieder, bis die Sedimentgesteine und Erden entstanden, die wir heute an der Erdoberfläche vorfinden.

Die Erdmalereien auf großformatigen Leinwänden der beiden Künstler Karin Lina Adam und Sandrino Sandinista Sander sind inspiriert von geologisch-paläontologischem sowie ethnologischem Interesse und der Leidenschaft des Reisens in ferne Länder und Landschaften.

Mit den in den Bildern angewendeten Techniken werden zum Teil geomorphologisch wirksame Kräfte nachvollzogen, die eine abstrakte organische Formgebung ermöglichen.

Im Gestaltungsprozess tauchen immer wieder Fragen auf – nach der Beschaffenheit und Zusammensetzung spezieller Erden, der Herkunft ihrer Farben, der Deutungsmöglichkeit von scheinbar zufällig sich auf der Leinwand manifestierenden Strukturen. In diesem Kontext erscheint es keineswegs zufällig, dass sich Kunst und Wissenschaft  auf der Suche nach Spuren begegnen, um gemeinsam „die Decke der Erscheinungen“ zu lüften.

Neben naturwissenschaftlichen Motivationen spielen experimentell malerisch formulierte Fragen zum Kulturprozess eine wichtige Rolle. Die Auseinandersetzung mit Zerfall und Modifikation rein urbaner Strukturen lässt einen utopischen Entwurf neuer urban kultivierter „Ruralität“ anklingen, der auf Zukunftsmöglichkeiten verweist, die das Zerwürfnis zwischen Mensch und Natur allmählich aufheben.

Die Reflexion des abendländisch geprägten Naturverständnisses beinhaltet auch die Thematisierung des Prozesses der Umformung der Natur- in Kulturlandschaft. Organische bis amorphe Strukturen stehen den linearen gegenüber.

Der Schaffensprozess eines jeden Bildes ist anders, z.T. verspielt figürlich oder impulsiv wie Actionpainting oder ruhig strukturierend im reflexiven Prozess. Mensch und Erde scheinen hier in einen intensiven Dialog einzutreten. Die Bilder dokumentieren häufig intuitive Vorgänge, erinnern an die poetische Kraft der Bildsprache von Naturvölkern, z. T. ist ihre Formgebung vegetabil-floral – und schließlich lässt sich eine phantasievolle Annäherung an naturwissenschaftliche strukturale Einblicke erkennen.

Auf angefeuchteter Leinwand entfalten die Erden Abdrücke, natürliche Linien und warme Farben.

Formung der Abriebe und Abdrücke mit gezielten Linien führt in einigen der Arbeiten zu abstrakten Farblandschaften. Andere Werke weisen eine strengere Linienführung auf und erreichen durch das Herausarbeiten des warmen Lichts der Erden und die Schattierung durch Pflanzenöle eine fast schon mystische Inszenierung, die bewusst gesellschaftlicher Kälte und ökonomisch unterwanderten Wärmereflexen entgegengesetzt wird.

Die Gestaltung von Erdbildern beschäftigt Sandrino Sandinista Sander und Karin Lina Adam seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten. Seit etwa acht Jahren bezieht insbesondere Sandrino.S.Sander  andere Künstler und Künstlerinnen sowie Kunstinteressierte in die Faszination und die kreativen Erlebnisse mit Erden und Orten in seiner Erdmalschule ein. 

Etwa seit vier Jahren tauchen die beiden Künstler sozusagen in noch tiefere Erdschichten ein: die Sphäre der Gesteine. Die Freundschaft und kreative Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Reitner, der an der Universität Göttingen lehrt und in deren geowissenschaftlichem Zentrum ein Museum und eine umfangreiche Gesteinssammlung eingerichtet hat, führten zum Projekt „GeoTräume“, in dem der Dialog von artes et disciplinae (Kunst und Wissenschaft), hier Erdmalerei bzw. Malerei mit Gesteinsmehl und Geowissenschaften – neue Räume zum Erkennen der Natur eröffnet.

Seit  dem Jahr 2000 besteht das „Millenium-Projekt“ ARS NATURA, Kunst am Fernwanderweg, das, wenn es fertig gestellt ist, fünf Bundesländer verbinden wird. Als Initiatoren und Kuratoren des Kunstweges, der momentan 150 Kilometer umfasst, streben Karin Lina Adam und Sandrino Sandinista Sander auch hier den behutsamen Dialog mit der uns zugänglichen Natur an.

Natur wird von den beiden Künstlern in ihren Projekten aber nicht als „draußen auf dem Lande, in den Wäldern und Feldern“ aufgefasst; vielmehr sind sie der Überzeugung, dass die hierarchisierende Unterscheidung von Mensch und Natur abgeschafft werden müsse.